Kammerversammlung ruft zu mehr Wachsamkeit auf
Die Kammerversammlung der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern wendet sich als demokratisch gewählte Vertretung aller Ärzte in M-V an alle Kolleginnen und Kollegen, aber auch an die Gesellschaft, sehr aufmerksam bezüglich der Einflussnahme extremistischer Strömungen im Land zu bleiben. Positionen in Religion, Politik und Gesellschaft, die zur Ausgrenzung von Menschen führen, sind nicht mit der ärztlichen Ethik und dem Genfer Gelöbnis in Einklang zu bringen. Wir Ärztinnen und Ärzte fühlen uns für ALLE MENSCHEN, nicht nur für unsere Patientinnen und Patienten sowie auch für die im Gesundheitswesen Tätigen, mit verantwortlich.
„Die Ärzte sind die natürlichen Anwälte der Armen und die sociale Frage fällt zu einem erheblichen Theil in ihre Jurisdiction.“ (Rudolph Virchow)
Schon im über 2000 Jahre alten Hippokratischen Eid wurden die ethischen Prinzipien des ärztlichen Berufs definiert. Auch Virchow 1848 und das zuletzt 2017 neu formulierte Genfer Gelöbnis zeigen eine medizinethische Richtschnur an, der wir uns verpflichtet fühlen. So steht dort unter anderem: „Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten.“ In den letzten Jahren und insbesondere Monaten sehen wir diese Grundprinzipien in immer größerer Gefahr. Sowohl durch internationale politische, religiöse und kriegerische Entwicklungen, aber auch durch immer stärker werdende extremistische Tendenzen in unserem Land und auch Mecklenburg-Vorpommern nimmt diese Gefahr noch zu.
Praxen, Kliniken, Institute, der öffentliche Gesundheitsdienst und alle anderen Stellen an denen Ärzte arbeiten, sind und wollen den Geboten der Menschlichkeit verpflichtet (sein). Sie stehen allen Menschen offen – unabhängig von ihrer Herkunft, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglichen anderen Faktoren. Wissenschaft, Kliniken und Praxen begrüßen nicht nur Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Patienten und Patientinnen anderer Herkunft in ihrer Mitte – sie wünschen sich vielmehr den Austausch mit ihnen, denn unser Land wäre ohne sie in jeder Hinsicht ärmer. Unser Gesundheitssystem würde ohne die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern nicht nur ärmer an Erfahrung und Expertise sein – es würde kollabieren. Vor diesem Hintergrund warnen wir ausdrücklich davor, Menschen einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft abzusprechen. Unsere Sprechzimmer, Operationssäle, Praxen und Arbeitsplätze stehen allen offen. Dafür stehen wir in jeder Hinsicht ein, dafür engagieren wir uns.
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